Archiv der Kategorie: Das Moosweiblein

Ein (außer)gewöhnliches Rezept

Elias war ein aufgeweckter Junge. Ein stets zerzauster brauner Haarschopf über einem jungen frischen Gesicht, das gern lachte. Drahtig und schmal war er, wie die meisten Waldarbeiter-Kinder. Zu viele hungrige Mäuler musste gestopft werden, nie schien genug für alle da zu sein. Aber Jaß, wie ihn alle nannten, störte das nicht. Wusste er doch Beeren und allerlei Wurzeln und Wildgemüse und natürlich Kräutlein im Wald zu finden. Die alte Kräuterfrau war ja auch seine Patin gewesen und so kannte er sich gut aus.

Jaß war das zehnte Kind, das dem Eichen-Hugo geschenkt wurde. So kam es, dass er an seinem zehnten Geburtstag auf der Burg seinen Dienst antreten musste. So wollte es das Gesetz. Er kam als Küchenjunge in die große Schloßküche. Er musste das Gemüse putzen, Wasser holen, hatte für das Feuer zu sorgen, Töpfe und Pfannen musste er schrubben und was sonst noch so anfiel. Der Ton in der Küche war rauh. Es wurde über dem Geklapper und Geschepper des Geschirrs laut geschrien und wenn Jaß etwas nicht schnell genug tat, gab’s auch schon die eine oder andere Kopfnuss. Vorbei waren die Zeiten, als er frei im Wald herumstreifen konnte. Er wurde stiller und sein Lachen verschwand fast völlig.

Mit der Zeit gewöhnte er sich ein. Dabei half ihm auch die Lies, seine ältere Schwester, die bei einem Bauern als Magd eine Anstellung gefunden hatte. Sie lieferte einmal in der Woche frisches Gemüse und Obst und Eier. Manchmal auch Federvieh. Wann immer sich eine Gelegenheit bot, verbrachten die Geschwister ein paar wertvolle Augenblicke. Lies brachte ihrem Brüderchen auch immer eine Kleinigkeit mit. Einen Apfel, der nicht ganz so schön rund geraten war oder ein paar Kräuter, die herrlich dufteten. Der Küchenmeister durfte sie natürlich nicht erwischen, sonst hätte es wieder eine Kopfnuss gegeben.

Es war Sommer geworden. Auf dem Schloß gab es rauschende Feste und Bälle. Doch immer wieder hörte man das laute Stöhnen des Herren in den hohen Räumen hallen. Er litt immer am nächsten Tag furchtbar an Bauchdrücken. Die Bader hatten alle Hände voll zu tun, um die Schmerzen einigermaßen zu lindern. Oftmals wurde der Herr zur Ader gelassen. Jaß hatte ihm sein Frühstück aufgetragen und war Zeuge eines solchen Aderlasses gewesen. Das konnte doch nicht gut sein. Der Herr wälzte sich im Bett und hielt sich den Bauch. Und blass war er, wie sein feines weißes Nachtgewand. Jaß wusste schon ein Mittel gegen das Bauchgrimmen. Doch war er klug genug, nichts zu sagen. Er war ja nur ein kleiner Küchenjunge.

An diesem Tag war die Lies wieder einmal zur Burg heraufgekommen. Schwer hatte sie zu tragen, war doch für den Abend wieder ein Fest angekündigt. In der Küche ging es hoch her. So wurde Jaß geschickt, um die Waren in Empfang zu nehmen. Ein Glücksfall – endlich hatten die beiden Kinder wieder einmal Zeit miteinander zu plaudern.

„Wie geht’s dem Mutterle? Und dem Vater? Sind alle wohlauf?“, wollte Jaß wissen. Lies, die alle vier Wochen einen freien Tag hatte und nach Hause kam, beruhigte Jaß.

„Alle sind wohlauf. Sie vermissen dich.“

„Ach Lies! Hier will es mir so gar nicht gefallen. Der Herr hat immer so furchtbar schlechte Laune und der Küchenmeister schreit mich immer an. In letzter Zeit gibt’s mehr Kopfnüsse denn je.“

„Aber warum denn nur?“, wollte Lies wissen. Sie wusste, dass Jaß hier nicht glücklich war. Aber sie hatten alle ihr Los zu tragen.

„Der Herr hat immer so Bauchgrimmen. Er krümmt sich vor Schmerzen, ich hab’s selbst gesehen. Bei den vielen ausländischen Schnabuliererein und dem vielen Zuckerwerk ist das auch kein Wunder. Ich wüsste schon, was ich ihm vorsetzen wollte, damit es ihm besser geht.“, antwortete Jaß.

Am offenen Fenster über den Geschwistern stand der Herr. Er hatte das Gespräch mit angehört.

„He, er da unten. Will er heraufkommen und wiederholen, was er da gesagt hat.“, rief er dem Jungen barsch zu. Jaß und Lies duckten sich. Sie hatten nicht bemerkt, dass sie belauscht worden waren. Es blieb Jaß aber nicht übrig, er musste vor dem Herren treten. Der Küchenmeister war ebenfalls herbei zitiert worden. Jaß stand vor dem Tisch, der wieder reichlich gedeckt war.

„Will er nicht seine Erklärung von eben nochmal abgeben? Oder ist er am Ende gar nur ein Großmaul?“, spottete der Herr.

Jaß straffte die Schultern, blickte dem Graf direkt in die Augen und wiederholte seine Worte. Er hätte durchaus Mittel gegen die Bauchkrämpfe und er könne darüber hinaus auch für die Gäste etwas Leckeres und Bekömmliches auftischen. Der Küchenmeister war ganz rot vor Zorn im Gesicht. Wie konnte dieser Wicht es wagen, seine Meisterschaft infrage zu stellen. Doch Jaß wandte sich nun direkt an ihn.

„Werter Herr Küchenmeister! Ihr seid wahrlich ein Künstler. Doch hier ist etwas anderes vonnöten. Ich bitte Euch, lasst mich für das nächste Fest ein Gericht zubereiten, es soll Euer Schaden nicht sein.“, Jaß lächelte den gestrengen Meister strahlend an. So konnte er nichts dagegen sagen. Und auch der Graf bestimmte, dass Jaß ein Gericht für das nächste Fest zubereiten sollte. Jaß wandte sich nochmals an den Grafen, mit der Bitte, dass dieser jeden Tag einen Kräutertee, den er – Jaß – ihm zusammenstellte morgens und abends trinken sollte. Und warme Kräuterwickel für den schmerzenden Leib. Sollte bis nach dem Fest keine Besserung eingetreten sein, so könne er – der Graf – mit ihm verfahren, wie es ihm beliebt. Der Graf willigte ein. Die ganzen Aderlässe hingen ihm zum Hals heraus und eine Linderung war bis jetzt nicht eingetreten. Mehr noch; er bestimmte, dass der sehnlichste Wunsch des Jungen erfüllt werden sollte, wenn er tatsächlich Heilung  brächte und natürlich die Gäste kulinarisch überraschen könnte.

Lies hatte indes furchtsam auf ihren Bruder gewartet. Er schlich sich nochmals zu ihr hinaus und wisperte ihr etwas zu. Mit einem „Alles wird gut, du wirst sehen!“ verabschiedete er sich von seiner Schwester. Zurück in der Küche stellte ihn der Küchenmeister zur Rede. Woher er denn so genau wisse, was für den Herrn gut sei, wo doch noch nicht einmal die Bader ihm Linderung hatten verschaffen können. Jaß erzählte von seiner Patin, der alten weisen Kräuterfrau; und dass er viel von ihr gelernt habe. Dann lief er hinaus in den Kräutergarten und pflückte hier ein Blättchen oder eine Blüte und grub auch eine Wurzel aus. Aus diesen Zutaten bereitete er einen Kräutersud für die Leibwickel. Auch den Tee bereitete er dem Grafen zu und brachte ihn selbst hinauf in dessen Gemach. Er erklärte, dass der Tee so heiß wie möglich getrunken werden müsse. Zur Würze hatte er etwas Süßklee beigegeben. Der Graf verzog trotzdem das Gesicht, doch trank er die Tasse bis zur Neige aus.

Jeden Tag achtete nun Jaß darauf, dass der Graf sowohl die Leibwickel erhielt, als auch, dass er den Tee trank. Beides wirkte, die Leibkrämpfe ließen nach und am Morgen vor dem Fest erwachte der Graf frisch und ausgeruht und ganz ohne Schmerzen.

Lies war wieder da. Sie war wieder zu Hause gewesen und hatte mitgebracht, worum ihr Bruder sie gebeten hatte. Aus ihrem kleinen Körbchen duftete es aromatisch. Jaß bedankte sich herzlich bei ihr. Doch hatte er heute kaum Zeit, da er ja kochen musste. Vom Fleischer hatte er schon eine gewaltige Ochsenbrust bekommen. Die musste zerteilt und vorbereitet werden. Außerdem war da ein Faß besten Bieres, Gemüse und und und. Jaß arbeitete den ganzen Tag. Gleich früh am nächsten Morgen wurde der über Nacht eingelegte Braten in einer großen Pfanne in den Backofen geschoben. Doch das Feuer darin war nicht sonderlich heiß. Der Küchenmeister schlug die Hände über dem Kopf zusammen.

„Du kannst doch den hochwohlgeborenen Leuten nicht solch gewöhnliches Mahl vorsetzen. Die sind doch ganz anderes gewohnt! Das geht doch wirklich nicht! Das Feuer brennt auch gar nicht heiß genug, das schöne Fleisch. Es wird sicherlich ganz furchtbar zäh sein.“

Doch Jaß ließ sich nicht beirren. Das Feuer blieb so klein, wie nur möglich. Stündlich begoss er die Fleischstücke mit dem Sud und fügte immer wieder etwas von den Kräutern aus dem Korb dazu. Den ganzen lieben langen Tag. Abends kamen die Gäste. Viele zeigten sich erstaunt, dass der Graf doch heute so gut aussehe und ob es ihm besser sei. Der Graf lächelte nur und nickte huldvoll.

Nach der Suppe wurde der Braten von Jaß aufgetragen. Der Saaldiener kündigte an: „Langsam geschmorte Ochsenbrust in einer Bier-Kräuter-Sauce. Dazu wird ein kräftiges Brot gereicht.“ Ein Raunen ging durch die Gäste. Ochsenbrust? Bier-Sauce? Nein, so etwas Kurioses. Sonst gab es schon mindestens Hirsch mit kandierten Früchten oder Wildgans mit einer aparten Füllung. Der Graf war doch bekannt für seinen außergewöhnlichen Geschmack.

Doch dieser ließ sich nichts anmerken und ließ den Gang auftragen. Jaß höchstpersönlich legte ihm auf. Zum Abschluß streute er ein paar rosa Blüten über das Fleisch und raunte dem Grafen zu: „Mäßigung, Herr! Nicht vergessen!“

Auch wenn das, was auf den Tellern lag, etwas „gewöhnliches“ in den Augen der Gäste war, es duftete unbeschreiblich gut. Würzig, aromatisch. Und das Fleisch war so zart, dass es buchstäblich auf der Zunge zerschmolz.

Zurück in der Küche stand der Küchenmeister an der Türe. „Und?“, wollte er wissen. „Hat es den Gästen geschmeckt?“

Jaß lächelte still, holte einen Teller mit Braten, den er im Ofen warm gehalten hatte, bestreute das Ganze mit den rosa Blüten und hielt es dem Küchenmeister unter die Nase. „Überzeugt Euch selbst, werter Herr Meister!“

Der Graf war hoch zufrieden mit dem Jungen. Das Gericht hatte alle Gäste überrascht und ihnen außergewöhnlich gut geschmeckt. Mit dem Tee und den Kräuterwickeln war das Bauchgrimmen vorbei. So fragte er Jaß, was dessen sehnlichster Wunsch sei.

„Werter Herr Graf. Ich möchte nichts lieber, als zurück nach Hause. Durch den Wald streifen. Förster würde ich gerne werden.“

Er hatte sein Wort gegeben, doch nur ungern ließ er den Jungen ziehen. Aber sorgte er dafür, dass Jaß dem Förster seiner Grafschaft unterstellt wurde und er diesem später einmal nachfolgen sollte. Wann immer dem Graf ein Zipperlein plagte, ließ er Jaß rufen und fragte, was zu tun sei. Und das Rezept für die geschmorte Ochsenbrust? Das überließ Jaß gerne dem Küchenmeister. Auch das besondere Geheimnis: die Wildkräutermischung.

 

Dost – Kennst du nicht?

Für den August habe ich für Euch eine weitere als Gewürz bekannte Pflanze herausgesucht:

den DOST

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Sieht fast so aus wie Quendel, ist aber um einiges größer. Die Blüten duften herrlich. Ihr kennt ihn, wenn ihr gern beim Italiener essen geht.

Der botanische Name des Dost lautet: Origanum vulgare L. Damit ist das Geheimnis auch schon gelüftet. Dost ist die Wildform des Oregano. Weitere Namen sind: wilder Majoran, Kostets, Dorant und Wohlgemut. Mit dem Echten Majoran (Majorana hortensis) wird Dost oft verwechselt. Im Geschmack und Geruch sind sich die beiden Pflanzen auch durchaus ähnlich. Verwechselt werden kann der Gemeine Dost durchaus auch mit dem „Wasserdost“, welcher auch Kunigundenkraut genannt wird. Kunigundenkraut wächst allerdings an feuchten Standorten, während der Gemeine Dost Trockenrasen und ähnlich sonnige und trockene Standorte bevorzugt.

Im süddeutschen Raum ist Dost weit verbreitet, in den nördlicheren Gegenden findet man ihn eher selten. Wie bereits gesagt, findet man ihn auf Trockenwiesen und außerdem an Weg- und Waldrändern oder im Gebüsch.

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Dost wächst in dichten Büscheln und wo er blüht summt und brummt es ordentlich. Viele Insekten Bienen, Hummeln und Schmetterlinge kommen gern um den aromatischen Nektar zu trinken. Wer schon einmal an blühendem Dost vorbeigekommen ist, hat sicherlich den aromatischen süß-herben Duft wahrgenommen.

Hildegard von Bingen (ja, da ist sie wieder) setzte Dost als Mittel gegen die „rote Lepra“ ein. Kranke sollten sich nach einem Schwitzbad mit einem Gemisch von Dost, Andorn und Bilsenkraut einreiben. In der volkstümlichen Medizin wurde blühender Dost als Tee bei festsitzendem Husten und Verdauungsbeschwerden eingesetzt. Ebenso kann ein Auszug aus Dost bei Halsweh zum Gurgeln verwendet werden. Ein Bad mit getrocknetem Kraut entspannt wunderbar und lindert ebenfalls Erkältungsbeschwerden. Dazu getrockneten Dost kalt ansetzten und ca. 5-10 Minuten köcheln lassen, abseien und die Flüssigkeit ins Badewasser. Eine weitere Anwendung ist ein durch Wasserdampfdestillation hergestelltes Öl, welches bei Zahnschmerzen eingesetzt wurde. Dieses herzustellen ist für den Hausgebrauch allerdings viel zu aufwändig.
Weitere Einsatzgebiete sind Appetitlosigkeit, Leber- und Gallebeschwerden (z.B. durch zu fettes Essen), Menstruationsbeschwerden, Hautkrankheiten und rheumatische Beschwerden.
Am bekanntesten dürfte Dost allerdings als Gewürzkraut sein (auch wenn in der italienischen Küche eher der Kreta-Oregano = O. onites verwendet wird).

Auf jeden Fall empfiehlt es sich, immer ein Sträußchen getrockneten Dost im Haus zu haben.

Kleiner Zusatztipp von der Kräuterfrau: Ein Kräuterkissen mit Dost beschert ungestörten Schlaf und gute Träume.

Zum Schluss komme ich noch ganz kurz auf die Mythologie zu sprechen.
Dost galt als Mittel gegen Hexerei und den Teufel. Ein Sträußchen Dost hing daher oftmals über dem Fenster von jungen Frauen.
Den Namen Wohlgemut bekam er, da er den Speisen von Erntearbeitern oftmals beigemischt war, damit diese wohlgemut – spricht fröhlich und gut gelaunt wieder an ihre Arbeit gingen.
Schließlich gehört rotblühender Dost auch in das Kräuterbüschel, welches an Maria Himmelfahrt in der Kirche gesegnet wurde.

Frauenmantel – Rezepte

Frauenmantel Puder-Deo

Für das Puder-Deo braucht man getrocknete Frauenmantel-Blätter. Die deodorierende Wirkung entsteht durch die im Frauenmantel enthaltenen Gerbstoffe. Diese verhindern auch Entzündungen, die sich an feuchten Hautstellen bilden können.

Folgende Zutaten werden benötigt:

4 EL getrocknete Frauenmantel-Blätter
2 TL Speise-Natron
3 EL (gehäuft) Speisestärke (Maisstärke)
3 EL (gehäuft) helle Tonerde (gibt’s in der Apotheke)
wer mag kann 10-20 Tropfen ätherisches Öl zufügen (z.B. Lavendel oder Zitronenmelisse)

Die Frauenmantel-Blätter werden zunächst in einem Mörser so fein wie möglich zerstoßen und wird anschließend durch ein feines Sieb gestrichen, um gröbere Rückstände zurückzuhalten.

Da die Natronkristalle ziemlich grobkörnig sind, dieses ebenfalls fein zerstoßen und aussieben.

Das Frauenmantel-Pulver, das Natron-Pulver, die Speisestärke und die Tonerde zusammengeben und gut durchmischen – das geht hervorragend in einem großen Schraubglas. Einfüllen, erst mit einer Gabel durchrühren und anschließend gut durchschütteln.

Wer duftendes Puder-Deo haben möchte, kann nach und nach einige Tropfen ätherisches Öl hinzufügen (immer ein oder zwei Tropfen, dann wieder durchschütteln). Ich mag sehr gern Lavendelöl, aber das bleibt jedem selbst überlassen.

Am besten füllt man das Puder in eine verschließbare Streudose (gibt’s z.B. als Puderzuckerdose im Haushaltswarenladen). so kann man das Puder in kleinen Mengen einfach auftragen.

Das Puder hält sich bis zu 12 Monate, wenn es kühl und trocken (also nicht im Badezimmer) aufbewahrt wird.

Teemischung mit Frauenmantel bei Durchfall

Frauenmantel hilft ja gegen einige Beschwerden. Durch die Gerb- und Bitterstoffe schmeckt er allerdings für sich allein genommen nicht so besonders. Bei Durchfall gilt: Erst die Ursache beim Arzt abklären lassen! Und bei Verschreibung von Medikamenten nach evtl. Wechselwirkungen fragen. Auch wenn es „nur“ Naturmedizin ist, kann es doch zu Wechselwirkungen kommen. Also bitte unbedingt fragen.
Egal, um welche Erkrankung es sich handelt, muss die ausgeschiedene Flüssigkeit und die Mineralstoffe wieder ersetzt werden. Hier nun ein REzept für „Durchfall-Tee“. Am besten gleich eine ganze Kanne aufbrühen und über den Tag verteilt trinken.

Ihr braucht für 1 Liter Tee:

jeweils 2 gehäufte TL: Frauenmantel, Gänsefingerkraut, Vogelknöterich, getrocknete Heidelbeeren und schwarzen Tee

Zutaten in einen Teefilter geben und mit 1 l kochendem Wasser aufbrühen, min. 10 Minuten ziehen lassen. Ungesüßt (!) trinken. Zucker in jeder Form (auch als Honig) wirkt leicht abführend. Das merkt man vor allem, wenn man einmal eine Zeit lang komplett auf Zucker verzichtet hat ;o)

Frauenmantel

 

Ihr Lieben! Ich bin euch im Juni noch einen Beitrag über den Frauenmantel schuldig geblieben. Es tut mir sehr leid, dass ihr warten musstet. Jetzt ist es soweit:

Der Frauenmantel

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Frauenmantel auf der Wiese

Der „Gemeine Frauenmantel“ (lat. Alchemilla vulgaris L. – für die Biologen unter euch 😉 ) gehört – wer hätte es gedacht – zu der Familie der Rosidae oder Rosenähnlichen. Frauenmantel hat viele Namen: Sinau, Sintau, Löwenfuß, Taurosen, Taumantel, Taublatt, Silberkraut, Marienmantel, Mantelkraut, Marienkraut, Gänsefuß; um nur einige zu nennen. alle bezeichnen die selbe Pflanze.

Interessant sind die Verweise auf Tau, der sich tatsächlich in den Blättern am Blattgrund sammelt. Die Blätter sind gezahnt. Wer ganz genau hinschaut, kann kristallklare Tropfen erkennen, die sich an den Zähnchen bilden und silbern funkeln („Silberkraut“).

Die Bezeichnung Marienmantel oder Marienkraut bezieht sich auf die Form der Blätter, die an einen pelerinenartigen Mantel erinnern, wie ihn die Muttergottes auf vielen Darstellungen trägt.

Gerne wird er heute als Zierpflanze in Gärten und Parks als pflegeleichte und anspruchslose Pflanze gesetzt. Dabei sie er richtig hübsch aus.

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Frauenmantel im Nürnberger Stadtpark

Frauenmantel wurde und wird in der Naturheilkunde und Homöopathie bei typischen Frauenleiden eingesetzt, wie Mentruationsbeschwerden (zu starke Blutungen und heftige Krämpfe), Weißfluss oder klimakterischen Beschwerden (Schweißausbrüche). Auch nach der Geburt kann Frauenmantel unterstützend zur Rückbildung und bei übermäßigen Wochenfluss eingesetzt werden.

Doch dieses Kraut kann noch mehr. In der heutigen Schulmedizin, wie auch in der Volksmedizin wird Frauenmantel als Mittel gegen Blähungen und unspezifische Durchfallerkrankungen genutzt. Dazu wird das blühende (!) Kraut verwendet. In der Volksmedizin wird er darüber hinaus (innerlich angewendet) als Mittel zur Blutreinigung geschätzt. Äußerlich angewendet kann er bei Hautunreinheiten, Entzündungen des Mund- und Rachenraumes und bei Halsweh verwendet werden. Ein Rezept für ein Puder-Deo stelle ich euch unter der Rubrik „Rezepte“ ein.

Die wichtigsten Inhaltsstoffe sind Gerb- und Bitterstoffe (daher der leicht bittere Geschmack), ätherisches Öl und Flavonoide sowie Saponin. Noch ganz junge Frauenmmantelblätter (gesammelt vor der Blüte) schmecken sehr gut in einem Wildkräutersalat oder auch als Einlage in einer Suppe. Die Blüten können als essbare Dekoration verwendet werden. Einfach nur lecker und gesund ist es auch noch.

 

Das Bienchen Stummelbrumm

Das erste große Unwetter des Jahres war vorüber. Die Bienen im Stock in der hohlen Eiche hatte es hart getroffen. Einer der morschen Äste war vom Blitz getroffen worden. Zum Unglück war in dem Hohlraum ein Teil der Kinderstube untergebracht. Die Puppen waren kurz vor dem Ausschlüpfen gewesen. Nur eine einzige von ihnen hatte man aus den schwelenden Splittern retten können. Die neue Brut würde noch viele Tage brauchen bis zum Schlupf.

Die Puppe wurde sorgfältig in einen sicheren Teil des Stockes getragen. Etwas lädiert war sie schon, doch noch regte sich etwas im Inneren. Nachdem sich das Gewitter verzogen hatte, hatten die Bienen eine Menge Arbeit. Große Teile des Stockes mussten verlegt werden in einen sicheren Bereich. Da mussten neue Waben gebaut werden, Honig und Pollen umgelagert und natürlich bekam die Kinderstube einen neuen Platz tief im Zentrum, wo es am sichersten war.

Emsig wuselten die Bienen umher. Die Vorräte waren nach dem langen Winter verbraucht und längst nicht wieder aufgefüllt worden. Überall im Stock summte und brummte es vor Geschäftigkeit. Viele Bienen flogen tagsüber aus, auf der Suche nach Blüten mit reichen Nektarquellen. Und des nachts bauten sie eifrig an den neuen Teilen des Stockes.

In all dieser Geschäftigkeit schlüpfte das gerettete Bienchen. Es war etwas klein geraten und die Flügel waren zu kurz und an den Rändern ausgefranst. Sosehr es auch Luft in die Flügelchen pumpte, sie wurden weder größer, noch richtig glatt. Die Bienen des Stockes freuten sich trotzdem. Sie zeigten ihm seine Wohnwabe, wo es schlafen konnte. Morgen würde es in die Bienen-Schule kommen, wo es alles lernen durfte, was eine richtige Biene so wissen muss. Aufgeregt flatterte es mit den kurzen Stummelflügelchen. Durch die Fransen knatterte es ordentlich. Lauter als bei den dicken Hummeln. So nannten sie es kurzerhand Stummelbrumm.

In der Schule setzte man Stummelbrumm ganz nach vorne, weil sie so klein war und alle anderen Bienen schon älter. Sie würden in den nächsten Tagen bereits ihren Dienst antreten. Stummelbrumm passte gut auf. Heute war Blumenkunde auf dem Stundenplan. Der Stock brauchte noch viel Honig und Pollen. Gezeigt wurden wunderschöne Blüten. Blaue Wegwarte, leuchtend gelber Löwenzahn, purpurfarbener Fingerhut, Margeriten mit ihren weißen Kranz Blütenblätter um die gelbe Mitte herum. Sonnenblumen und Glockenblumen. Feuerroter Mohn. Soviele Farben. Alle mussten gemerkt werden. Stummelbrumm freute sich und flatterte kurz mit den Stummelchen. Von der Lehrerin bekam sie einen strengen Blick. Leise sollte sie sein und nicht einen solchen Radau veranstalten.

In der Nacht träumte das Bienchen von all den schönen, süß duftenden Blüten und dass es fleißig mit den anderen von einer zur anderen flog und süßen Nektar und Pollen sammelte.

Am nächsten Tag wurden die Blüten abgefragt. Stummelbrumm hatte sich alle, alle gemerkt! Stolz flatterte es wieder mit den Flügelchen und bekam wieder einen strengen Blick und eine Ermahnung von der Lehrerin.

Wieder einen Tag später saß sie allein im Klassenzimmer. Die anderen Bienenschüler waren auf Übungsflug. Ob sie denn auch alle Blumen erkannten? Hach, Stummelbrumm wäre so so gern dabei gewesen. Aber sie war noch zu klein für den ersten Ausflug und überhaupt würde sie mit den kurzen Flügeln nicht fliegen können.

Eine Ammenbiene holte sie ab. Die ganz kleinen, eben aus den Eiern geschlüpften, Larven mussten gut gepflegt werden. Stummelchen sah erst aufmerksam zu und half dann tüchtig mit. Die Ammenbiene lobte sie, weil sie so schnell lernte. Stummelbrumm flatterte wieder vor Aufregung mit den Flügelchen. Oh weh! Durch das laute Geknatter wachten die Larven auf und weinten vor Schreck. Die Ammen brauchten ziemlich lange, ehe alle wieder eingeschlafen waren.

„Du darfst doch die Babies nicht so erschrecken, kleine Stummelbrumm. Sonst können sie nicht richtig wachsen.“, mahnte die Ammenbiene. Traurig ließ das kleine Bienchen die Fühler hängen. Sie hatte sich doch nur so gefreut und da bewegten sich halt ihre Flügelchen von ganz allein.

Am nächsten Morgen holte sie eine alte Biene aus dem Bautrupp ab. Wabenbau war in diesen Tagen besonders wichtig. Es gab Waben für Honig, welche für Pollen, noch andere für die Larven, wieder andere für die Puppen. Und dann waren da ja noch die Schlafwaben für die Bienen.

„Waben müssen fünf Ecken haben und ganz gleichmäßig gebaut sein.“, erklärte ihr die Baubiene. Wieder schaute Stummelbrumm aufmerksam zu und half dann tüchtig mit. Ihre erste Wabe war eine Honigwabe und ganz gleichmäßig geraten, genau so wie sie sein sollte. Die alte Biene lobte sie.

„Sehr schön. Du hast wirklich Talent. Nur ganz wenige bauen eine so schöne erste Wabe. Im Laufe der Zeit musst du nur ein wenig schneller werden. Aber das wird schon, wenn du fleißig übst.“

Stummelbrumm strahlte. Und wieder knatterten ihre Flügel vor Aufregung. Die Bauarbeiterinnen waren zuerst ganz schön erschrocken, hatten sie doch gedacht, eine Hornisse hätte sich in den Stock geschlichen. Stummelchens Fühler hingen schon wieder nach unten. Ihre Flügel schlugen einfach so, wenn sie sich freute. Doch die Baubienen lachten, als sie merkten, dass diese kleine Biene einen solchen Radau machte. Also war es beschlossene Sache, dass das Bienchen beim Wabenbau mithelfen sollte.

Die Tage vergingen und tatsächlich stellte sich Stummelbrumm als sehr tüchtige Baubiene heraus. Ihre Waben waren alle ganz gleichmäßig und sie war bald so flink, wie die erfahrensten Baubienen. Mittlerweile war es richtig Sommer geworden. Im Stock wurde es wärmer und wärmer und schließlich heiß. Das Wachs wurde ganz weich und alle Bienen, die im Stock waren, mussten mit schnellen Flügelschlägen helfen, die Waben zu kühlen. Alle – außer Stummelbrumm. Ihre Flügel machten einen solchen Radau, dass die Wächterbienen nicht mitbekommen hätten, wenn Feinde – Wespen oder gar Hornissen – sich einschleichen wollten.

Betrübt setzte sich die kleine Biene an das Einflugloch. Sie musste immer mehr zur Seite rücken, damit die anderen Bienen hinein und heraus konnten. Dabei hörte sie auch die Gespräche. Das Wetter war seit dem großen Sturm immer sonnig und heiß gewesen. Die Blumen verdorrten an den Stängeln. Sie mussten weit, weit fliegen, um überhaupt noch ein paar Tropfen Nektar zu ergattern. Plötzlich summte eine erschöpfte Biene heran und stieß fast mit Stummelbrumm zusammen. Die Kleine konnte sich nicht mehr halten und stürzte in die Tiefe. Verzweifelt schlug sie mit den zu kurzen Flügelchen. Sie konnte doch damit nicht fliegen. Das war ihr immer wieder gesagt worden.

Kurz vor dem Aufprall auf dem Boden bremste das heftige Flattern schließlich den Sturz. Sanft landete sie auf einem großen grünen Blatt. Hier unten war es schattig und kühl und so konnte sie sich erst einmal von dem Schreck erholen. Aber wie sollte sie wieder in den Stock zurück kommen? Probehalber schlug sie mit den Flügeln. Erschrocken von ihrem eigenen Geknatter hörte sie wieder auf. Aber hier war niemand, den es störte und der sie dafür streng ansah oder ausschimpfte. Also versuchte sie es wieder und wieder und wieder. Es war Abend geworden und Stummelchen saß noch immer auf dem Blatt und versuchte verzweifelt, zu fliegen. Schließlich gab sie es auf, krabbelte unter das Blatt und schlief ein.

Gleich früh am nächsten Morgen, nachdem sie einen Tautropfen getrunken hatte, putzte sie sorgfältig die Flügelchen und begann wieder zu flattern. Es ging schon besser und sie hob tatsächlich ein paar Zentimeter ab. Sie flog! Juhu!!! Es war anstrengend, sehr sogar. Sie musste ungefähr doppelt so schnell mimt den Flügelchen schlagen, wie die anderen Bienen. Aber sie flog! Nicht sehr hoch. Aber sie flog! Immer weiter und weiter flog das Bienchen. Vor Begeisterung bemerkte sie nicht, wie weit sie sich vom Stock entfernte.

Schließlich kam sie auf eine Wiese. Dort ruhte sie sich aus. Sie kletterte einen dürren Grashalm bis ganz hinauf und sah sich um. Vom Stock keine Spur. Auch andere Bienen oder Insekten sah und hörte sie nicht. Das Gras stand zwar hoch, war aber gelb und verdorrt. Auch die Blumen sahen merkwürdig aus. Stummelchen erkannte sie alle. Und doch – alle sahen so staubig und farblos aus. Sie waren vertrocknet. Ihr Magen knurrte, hatte sie doch außer dem Tautropfen am Morgen noch nichts zu sich genommen.

Ein leiser Wind strich durch das Gras und brachte einen süßen Geruch mit sich. Stummelbrumm stutzte. Hoch oben auf dem Grashalm konnte sie fast die ganze Wiese überblicken und sah doch keine frische Blüte. Sie ließ sich sacht hinabgleiten und folgte dem Geruch, der sie wie magisch anzog. Dicht über dem Boden, wo es noch nicht so heiß war, knatterte sie dahin. Inmitten der dürren Grasstängeln leuchteten kleine lila Punkte zwischen dunkelgrünen Blättern. Es waren winzige Blüten, sie dufteten herrlich. Stummelbrumm konnte sich richtig satt an dem Nektar trinken.

Sie kletterte erneut an dem trockenen Grasstängel nach oben. Dort angelangt ließ sie ihre Flügel laut knattern. Die Bienen aus ihrem Stock kannte das Geräusch und wenn eine von ihnen in der Nähe war, würde sie zu Stummelbrumm finden. Es dauerte tatsächlich nicht lange, bis eine Biene aus dem Stock angeflogen kam. Sie sah erschöpft und hungrig aus, als sie sich niederließ.

„Stummelbrumm! Was machst du denn hier? Wir haben uns schon solche Sorgen gemacht.“, rief sie ihr vom Nachbargrashalm zu.

„Ich hab ganz viel Nektar gefunden!“, rief Stummelchen aufgeregt zurück und knatterte erneut mit den Flügelchen. „Komm mit!“ Schon ließ sie sich sacht nach unten gleiten und flog zu den lila Blümchen. Der älteren Biene blieb nichts übrig, als ihr in das Dickicht der Grashalme zu folgen. Diese Wiese hatten sie und ihre Schwestern schon lange abgesucht. Ohne eine frische Blüte zu finden. So tief im Dickicht der Halme konnte ja auch nichts mehr blühen. Stummelchen war schon weit voraus geflogen, zum Glück hörte die alte Biene noch das Knattern. Sie musste sehr gut aufpassen, dass sie nicht mit den Flügeln an die Halme stieß. Sie wollte schon aufsteigen und umkehren, als auch ihr der süße Geruch in die Nase stieg. Das Knattern von Stummelbrumms Flügeln hatte aufgehört und nur wenige Flügelschläge später war die alte Biene bei den kleinen lila Blüten angekommen. Sie ruhte sich aus und trank reichlich von dem Nektar.

Nach einer Weile flog sie gemeinsam mit Stummelbrumm zum Stock zurück. Stummelchen hielt gut mit, war aber völlig außer Atem, als sie endlich angelangt waren und zwei der Wächterbienen mussten ihr zum Einflugloch hinauf helfen. Dort erzählten Stummelbrumm und die alte Sammelbiene von Stummelchens Fund.

„Nie hätten wir die Blumen gefunden, ohne unsere kleine tapfere Stummelbrumm. Wie sie durch die Grashalme geknattert ist. Da war es gut, dass ihre Flügel so kurz sind! Und ohne ihr Geknatter hätte ich sie nie gefunden. Unsere schlaue Stummelbrumm!“ Das Bienchen flatterte wieder stolz mit den Flügeln und alle anderen Bienen summten Beifall.

Quendel – Klein – aber oho!

Heute geht es um eine kleine Pflanze, manchmal schwer zu finden ist im hohen Gras.

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Es geht um den Feld- oder Bergthymian (lat. Thymus pulegioides). Im Thüringer Wald wird er Quendel genannt – oder im Dialekt Quannl 🙂 und ich werde auch weiterhin von Quendel reden.

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Sucht man den Begriff bei Google oder Wikipedia wird dort der seltenere Sandthymian (T. serpyllum) unter diesem Begriff geführt.

Bereits Hildegard von Bingen (ja, ich zitiere sie oft und gern) schrieb der „quenula“ Heilkräfte zu, vor allem „gegen Krätze und für ein Gehirn, das krank und wie leer ist“. Thymian wurde und wird tatsächlich auch in der Kosmetikindustrie und Pharmazie bei Hautunreinheiten und Hautkrankheiten, wie Akne, eingesetzt. Bei milder Form von Schuppenflechte kann man mit Quendel gute Ergebnisse erzielen. Was das leere Gehirn angeht… Thymian (T. vulgaris) ist in verschiedenen Entspannungsbädern oder auch in Duschgel enthalten. Der wild wachsende Quendel selbstverständlich nicht, da er von Hand geerntet werden müsste. Das gibt uns die Möglichkeit, einen guten Vorrat selbst zu ergattern.

Weitere Anwendungsgebiete in der Naturmedizin sind Magen-Darm-Beschwerden, Menstruationsbeschwerden, äußerlich bei Rheuma, Gicht und bei Quetschungen oder Verstauchungen.

Ein guter Tipp ist Quendel bei Mundgeruch – einfach ein paar Blättchen oder auch die Blüte kauen.

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Die bekannteste Anwendung jedoch ist der Einsatz bei Husten und Erkältungen (Bronchialkatarrh) oder auch Asthma. Hier wirken die ätherischen Thymole. Die Inhaltsstoffe ähneln dem des Gartenthymian, können jedoch je nach Standort schwanken.

Quendel lässt sich vor allem auf eher trockenen Magerwiesen finden. Man braucht ein gesundes Kreuz 😉 oder robuste Knie, da die Pflanze selten höher als 20 cm wird. Gesammelt wird die ganze Pflanze ohne Wurzel am besten zur Blütezeit von Ende Mai bis September – manchmal auch noch in den Oktober hinein. Eine Schere nicht vergessen, da die Stiele meiste verholzt sind.

Quendel lässt sich gut getrocknet aufbewahren. Dazu einfach kleine Stäußchen binden und zum Trocknen aufhängen oder auf einem Gitter liegend trocknen. Der Duft und Geschmack ist angenehm – würzig, jedoch feiner als der Gartenthymian. Einfach mal statt Gartenthymian Quendel verwenden. Thymusartige sollten im Übrigen mitgegart werden.

Wie wird Quendel denn nun eigentlich angewendet? Diese frage lässt sich nicht einfach beantworten. Es gibt viele Möglichkeiten. Die einfachste ist natürlich, man nutzt ihn als Gewürz oder kocht sich einen leckeren Tee (dabei kurz mitkochen lassen). Der hilft gut gegen festsitzenden Husten und mit einem Löffelchen Honig ist er noch besser. Drei bis viel Becher über den Tag verteilt getrunken, lindert die Beschwerden.

Alkoholische Auszüge oder Tinkturen helfen bei Rheuma oder Verstauchungen, getrocknet im Kräuterkissen hilft er beim Einschlafen, als Badezusatz (gern auch als Ölauszug) entspannt er herrlich. Salbe mit Quendel kann bei Hautunreinheiten oder auch Schuppenflechte und Ekzemen helfen – hier allerdings unbedingt vorher den Hautarzt fragen.

Zum Schluss noch Wissenswertes aus der Geschichte:

In der nordischen Mythologie soll Thymian der Liebes- und Muttergöttin Freyja zugeordnet gewesen sein.

Der Legende nach bereitete die Gottesmutter Maria dem Jesuskind ein Lager aus „Liebfrauenbettstroh“; Quendel gehörte zu den verwendeten Pflanzen (wie auch Labkraut) – dies verweist wiederum auf die beruhigende und entspannende Wirkung des Duftes.

Im bayerischen heißt Quendel auch „Kudlkraut“ und wurde vor das Fenster von jungen Mädchen gehängt, damit der Teufel nicht zu ihnen kommen konnte (auch damals wurde wohl schon „gefensterlt“). Quendel galt zur damaligen Zeit unter anderem auch als Verhütungs- und Abtreibungsmittel.

Kühen hingegen wurde Quendel kurz vor dem Kalben unters Futter gemischt, um die Geburt zu erleichtern. Hühner bekamen das Kraut, um die Brut zu fördern.

 

Waldmeister – einfach köstlich!

Das darf auf keinen Fall fehlen – Waldmeisterbowle 

Zutaten für ca. 6-8 Gläser:

  • 1 Bund Waldmeister (anwelken lassen!)
  • 50 g Puderzucker
  • 3 cl Zitronenlikör (wahlweise Aprikosenlikör)
  • 1 Limette (unbehandelt)
  • 250 g Erdbeeren
  • 250 g Aprikosen
  • 1 Flasche trockener Weißwein
  • 1 Flasche trockener Sekt

Zubereitung:

Den Waldmeister waschen, trockenschütteln und über Nacht anwelken lassen. Am nächsten Morgen in das Bowle-Gefäß geben, den Puderzucker darübersieben und mit dem Likör übergießen. Mindestens 1/2 Stunde ziehen lassen.

Die Limette heiß waschen, abbürsten und trocknen. Dann in dünne Scheiben schneiden. Die Erdbeeren waschen, verlesen, Stielansätze entfernen und halbieren (große Früchte vierteln). Die Aprikosen waschen, trocknen, den Stein entfernen und in Spalten schneiden. Die Früchte zum Waldmeister geben und mit 1/2 Flasche Wein übergießen. Eine weitere Stunde im Kühlschrank ziehen lassen. Danach mit dem restlichen Wein und dem Sekt auffüllen.

Wohl bekomm’s!

(Früchte dürfen natürlich schnabuliert werden. Den Waldmeister bitte auf keinen Fall!)

Tipp:
Für eine alkoholfreie Variante den Likör, Wein und Sekt einfach durch den Saft von 1-2 Zitronen, klaren Apfelsaft und Sprudelwasser ersetzen. Schmeckt auch sehr gut mit weißem Traubensaft.

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Waldmeistersirup

Zutaten (für ca. 3 Liter Sirup)

  • 1 kg Zucker
  • 500 ml Zitronensaft
  • 1 unbehandelte Bio-Zitrone
  • 2 Bund frischer Waldmeister

Den Waldmeister waschen, trocken schleudern und über Nacht anwelken lassen. 1,5 Liter Wasser mit dem Zucker in einen Topf geben und die Mischung so langen kochen lassen, bis die Mischung klar ist. Abkühlen lassen. Den Zitronensaft durch einen Kaffeefilter laufen lassen und zum kalten Zuckerwasser geben. Die Zitrone heiß waschen, abtrocknen und in Scheiben schneiden. Zusammen mit dem Waldmeister zum Zuckersirup geben. Die Mischung zugedeckt an einem kühlen und dunklen Platz für 5 Tage durchziehen lassen. Die Flüssigkeit nochmals aufkochen, durchseihen und saubere (heiß ausgespülte) Flaschen abfüllen. Die Flaschen gut verschließen und an einem dunklen und kühlen Ort aufbewahren.

Der Sirup schmeckt ausgezeichnet in Sekt (à la Hugo) oder auch einfach in Sprudel.

Waldmeister – mehr als nur Zutat für Bowle und Limonade

Wissen der Kräuterfrau 

„Stehn die Blätter ringsherum, ist es meist ein Galium“
Merksatz der Botaniker

Blühender Waldmeister
Blühender Waldmeister

 

Der Waldmeister, lat. Galium odoratum

In der Familie des Galium gibt es weitere Arten, wobei der Waldmeister wohl die bekannteste sein dürfte. Er sieht nicht nur hübsch aus, sondern duftet wundervoll würzig.

Die Blütezeit ist Ende Mai / Anfang Juni, je nach Standort. Verwendet wird das blühende Kraut, frisch oder noch besser leicht angetrocknet. Dann entfaltet sich das Aroma am stärksten, da durch das Anwelken das Cumarin aus dem Cumaringlykosid freigesetzt wird. Man findet Waldmeister vor allem in schattigen Buchenwäldern oder Buchenmischwäldern. Waldmeister ist mehrjährig und bildet einen dauerhaften Wurzelstock aus. Meist wächst er in dichten Büschen. Die Pflanze bildet kleine Klettfrüchte aus, die sich im Fell von Tieren festhängen und sie so für die Verbreitung sorgen.

Im Volksmund wird der Waldmeister auch Herzensfreund oder Sternleberkraut genannt. Das gibt bereits einen Hinweis auf die Einsatzgebiete in der Naturmedizin. Der Tee (2 TL zerdrücktes Waldmeisterkraut mit 1 Tasse heißem Wasser aufbrühen und 10 min zugedeckt ziehen lassen) wird vor allem als Beruhigungsmittel eingesetzt. Aber auch gegen Bauchweh, Kopfschmerzen oder Migräne kann das duftende Kraut helfen.

Wichtig!!!

Waldmeister nicht überdosieren, da sonst aufgrund des Cumarin-Gehaltes eine gegenteilige Wirkung einsetzen kann. 1 Tasse Tee über den Tag getrunken reicht. Auf keinen Fall das Kraut essen, sondern nur in Flüssigkeit ziehen lassen. 

In einigen alten Kräuterbüchern (z.B. bei Adamus Lonicerus) wird Waldmeister gegen Leberstauungen, Harnverhaltung oder auch Nierensteinen und Gelbsucht empfohlen. Diese Wirkungen sind nicht ausreichend nachgewiesen und spielen daher heutzutage in der Schulmedizin keine Rolle mehr. In der Homöopathie wird Waldmeister allerdings immer noch gegen diese Leiden eingesetzt und darüber hinaus auch bei Kopfschmerzen, Migräne, Schlaflosigkeit, Nervosität und Durchblutungsstörungen (daher bei Blutungsneigung keinen Waldmeister verwenden).

Extra-Tipp der Kräuterfrau:

Getrockneten Waldmeister zusammen mit Lavendel oder Salbei in ein Baumwollsäckchen in den Kleiderschrank hängen. Duftet herrlich frisch und hält Motten fern. Das Kräuterkissen neben das Kopfkissen legen. So wirkt der Duft beruhigend und Schlaf fördernd. 

Wo gibt’s noch Waldmeister?

Es gibt was zu feiern bei den Moosleutchen in der alten Eiche. Nachwuchs hat sich angekündigt! Bald wird ein Moosling – so nennen sie ihre Babies – den Waldboden durchstoßen und das Licht der Welt erblicken. Das ist eine Freude! Moosinchen und Knorzerich strahlen mit der Sonne um die Wette. Eben erst vor 100 Jahren haben sie Hochzeit gehalten. Moosinchen hat von den Eichhörnchen eine riesige Walnuss-Schale bekommen als Wiege. Diese hat sie hübsch ausgepolstert mit Dauenfedern, die ihr die Waldvögel geschenkt haben. Darüber eine würzig duftende Decke aus jungen Farnblättern. Blaue Ehrenpreis wachsen ringsherum.

Moosinchen sitzt neben dem kleinen Erdhügelchen, wo sicherlich bald der kleine Moosling durchbrechen wird. Sie erzählt ihm von der Sonne und dem Wald, den hohen Fichten und majestätischen Tannen. Von den vielen lusten Piepmätzen, die immer zu Späßen aufgelegt sind und den vielen kleinen Getier – Mäusen und Käfern – die sich schon darauf freuen, mit ihm zu spielen. Sie lässt ihr glockenhelles Stimmchen ertönen in den alten Weisen, die ihr schon ihre Mutter vorgesungen hat.

Knorzerich allerdings hat tiefe Sorgenfalten auf der Stirn. Er hat schon den halben Wald abgesucht – nirgends findet sich auch nur ein Stängelchen Waldmeister. Es ist überall im Wald bekannt, dass ein kleiner Moosling als erste Nahrung unbedingt den Saft aus frischem Waldmeister bekommen muss. Nichts anderes verträgt er! Nur war dieses Jahr der Winter sehr lang und kalt und der Frühling sehr trocken. Kaum, dass es ein oder zwei Tröpfchen geregnet hat. Alle bekannten Stellen hat der gute Knorzerich schon abgesucht. Nichts! Jedes Tier hat er gefragt, keiner hat auch nur ein Blättchen gesehen.

Heute nun schnürt er ein Bündel, küsst sein geliebtes Moosinchen und streichelt zärtlich über das Erdhügelchen. Zur Mutter des Waldes will er. Sie weiß sicherlich Rat. Doch es ist ein weiter, beschwerlicher Weg, wohnt sie doch tief im Herzen des Waldes. Er möchte sein Moosinchen und den Moosling nicht alleine lassen. Aber anders weiß sich der Moosmann nicht mehr zu helfen.

So zieht er los. Das Bündel auf dem Rücken, einen kräftigen Stecken in der Hand. Noch ein letztes Mal schaut er sich um. Moosinchen steht an der Tür und schaut ihm nach. Ganz leise kann er ihre glockenhelle Stimme noch hören: „Viel Glück und komm bald wieder!“ Dann zieht er weiter. Durch Beerengestrüpp, über weiche Teppiche aus Fichtennadeln. Brombeeranken zerren an seinem Bart. Jeden, den er trifft, fragt er nach dem grünen Kraut. Aber ach, niemand hat dieses Jahr schon welchen gesehen. ‚Letztes Jahr, ja das war ein gutes Waldmeister-Jahr. Aber heuer – nein, tut mir leid.‘

Weiter und weiter wandert Knorzerich. Seine Beinchen tun ihm weh, Soviel läuft er sonst ja nicht. Vom Klettern über die vielen Schieferhalden hat er tiefe Kratzer und Schrammen. Sein sonst so stolzer Bart ist ganz zerzaust. Endlich bleibt er schnaufend stehen und schaut sich um. Hat er sich am Ende verlaufen? Silberhell war hier doch sonst die Waldquelle gesprudelt. Dort ist die Tanne, die vor vielen Jahren der Blitz gespalten hat. Suchend blickt Knorzerich sich um. Dort am Fuß der Tanne sieht er die Quelljungfer. Sie schläft in einer kleinen Höhlung. Ganz verdurstet und vertrocknet schaut sie aus. Und da ist auch die Quelle. Nurmehr ein ganz schmales Rinnsal kommt aus dem Fels. Gerade genug, dass Knorzerich sein Taschentuch eintunken und es der Quelljungfer auf die heiße Stirn legen kann. Matt schlägt sie die Augen auf und ein kleines Lächeln lässt ihr Gesicht erstrahlen. Knorzerich taucht sein Taschentuch erneut in das kühle Nass und reicht es der Jungfer. Nein, sie habe auch keinen Waldmeister gesehen. Zu heiß und trocken sei es.

Knorzerich lässt sich noch den Weg zur Waldmutter erklären, dann humpelt er mühevoll weiter. Nur gut, dass der Mond inzwischen aufgegangen ist und so hell scheint. Er kommt gut voran. Jetzt nur nicht fehlgehen. In einer tiefen Mulde sieht er endlich einen Lichtschein. Die Waldmutter steht an der Tür und hält Ausschau nach dem müden Wanderer. Der Stieglitz hat ihr berichtet, dass Knorzerich auf dem Weg zu ihr sei. Seufzend lässt sich der Moosmann vor dem Feuer auf einen Stuhl sinken. Er erzählt der Waldmutter von seiner dringenden Suche. Ein Leuchten geht über das runzelige Gesicht, als sie hört, dass es einen Moosling geben soll. Aber auch sie hat keinen frischen Waldmeister gefunden in diesem Jahr. Und das bisschen, was an trockenen Zweiglein aus dem letzten Jahr noch übrig ist, nutzt Knorzerich nichts. Es muss frischer Waldmeistersaft sein für den Moosling. Was tun? Sie weißt Knorzerich an, sich hinzulegen und auszuruhen. Sie selbst setzt sich von die Türe und lauscht dem Wind, der durch die Bäume streicht. Der Stieglitz hüpft aufgeregt über ihr von Zweig zu Zweig.

„Ich weiß, wo Waldmeister zu finden ist!“, zwitschert er. Die Waldmutter hört ihm gut zu. Ihre Miene verfinstert sich. Das riecht nach Hinterhalt und Gefahr! Sie seufzt tief. Kaum, dass die Sonne aufgegangen ist, ist Knorzerich auf den Beinen. Er muss ganz schnell Waldmeister finden um jeden Preis. Flüsternd erzählt ihm die Waldmutter, was sie vom Stieglitz erfahren hat. Ob er den alten Flößteich kenne? Dort soll es tatsächlich noch von dem Kraut geben, in dichten Büschen wüchse es. Nur leider ist der Flößteich das Reich der Sumpfhexe. Dort kann ihm die Waldmutter nicht beistehen. Die Sumpfhexe mag die Moosleute nicht leiden. Aber auch die Moosleutchen sind nicht gut auf sie zu sprechen. Warum weiß heute niemand mehr.

Dazu kommt, dass die Büsche von den dicken Kröten der Hexe streng bewacht werden. Was tun? Die Hexe wird den Waldmeister sicherlich nicht umsonst hergeben. Wenn überhaupt. Garstig ist sie und gemein. Aber was hilft’s. Knorzerich wird zu der alten Sumpfhexe gehen und sie um ein paar Stängel bitten müssen.

Mit hängendem Kopf schleppt er sich dahin. So merkt er gar nicht, wie sich über ihm dicke Wolken zusammenschieben. Der Wind frischt auf und fegt durch die Baumwipfel. Erst als es merklich dunkler wird, blickt er auf. Ein Gewitter – auch das noch. Moosleutchen mögen sanften Regen, aber ein Gewittersturm ist etwas ganz anderes. So manch einer hat schon schlimme Verletzungen durch Blitz und Hagel hinnehmen müssen und wie oft wurden die Höhlen der Moosleute überschwemmt. Hoffentlich geht es Moosinchen und dem Moosling gut! Ein greller Blitz leuchtet durch die Bäume. Zeit sich einen sicheren Unterstand zu suchen. Dabei ist er schon so nah am alten Flößteich! Da kommt ihm eine Idee. Sie ist riskant – gewiss – aber eine Chance, der alten Muhme zu entgehen. Er huscht von Busch zu Busch. Jetzt nur nicht entdeckt werden!

Am Rande des Flößteiches angekommen, sucht er vorsichtig nach den begehrten grünen Stängeln. Tatsächlich! Dort wachsten sie. Dicht an dicht und ganz mit weißen Blüten gekrönt. der Stieglitz hatte nicht zu viel versprochen. Doch da waren auch die dicken Kröten. Allen voran der alte Quakerick. Eine vorwitzige Libelle kam den Pflanzen zu nahe und rappzapp schnellte die Zunge des Kröterichs heraus und er verschlang sie. Knorzerich schüttelte sich in seinem Versteck. Jetzt hieß es warten. Kaum war der Gedanke zu Ende gedacht, öffnete der Himmel seine Schleusen. Dicke Tropfen prasselten auf alle herab, ab Kröten genau wie auf den armen Knorzerich. Bitz und Donner folgten rasch aufeinander. Das war ein Getöse. Der Wind peitschte über den Teich. Dann begann es zu hageln. Dicke eiskalte Klumpen. Genau darauf hatte Knorzerich gewartet. Selbst der alte und erfahrene Quakerick suchte sich jetzt einen sicheren Unterschlupf und tauchte unter ein breites Seerosenblatt.

Korzerich nahm allen Mut zusammen, flitzte zum Waldmeister und schnitt so viele Stängel ab, wie er nur tragen konnte. Hagel passelte auf ihn ein. Kaum spürte er ihn in seiner Angst. Immer wieder schaute er sich nach dem alten Kröterich um. Schließlich hörte es auf, zu hageln. Doch der Regen war immer noch so dicht, dass er nicht entdeckt werden konnte. Geschwind wie der Wind rannte er zurück zum Waldrand und von dort aus immer weiter, bis zum Haus der Waldmutter. Sie erwartete ihn schon. Der Moosmann sah jämmerlich und stolz zugleich aus. Er hatte seinen Waldmeister! Dass er dafür zerzaust, durchnässt und voller blauer Flecken war – wen störte es schon? Die Waldmutter wisperte ihm leise ins Ohr, während sie die wunden Stellen mit Arnikasalbe einrieb. Sein Mäntelchen, das Wams und die Hosen hatte sie an den Ofen zum Trocknen gehängt, die festen Stiefelchen aus Birkenrinde standen davor (Knorzerich hatte vor der Türe das Wasser aus ihnen herausgekippt). Nach einer kurzen Verschnaufpause zog er seine immer noch klammen Sachen an. Es drängte ihn nach Haus zu kommen, zu seinem Moosinchen und dem Moosling. Hoffentlich hatten die beiden das Unwetter gut überstanden.

Die Waldmutter stieß vor der Tür einen grellen Pfiff aus. Ein Hase kam aus dem Wald heran gehoppelt. Knorzerich stieg auf, den kostbaren Waldmeister gut festhaltend und los ging es im Hasengalopp. Hei, war das schnell! Immer hoppeldihopp. Knorzerich wurde ordentlich durchgeschüttelt. Der Hase kannte jeden Pfad im Wald . So kamen sie schnell zur alten Eiche. Moosinchen stürmte aus der Tür und fiel ihrem Knorzerich um den Hals. Gerade noch rechtzeitig! Der Moosling hatte die Erde durchstoßen und lag quäkend auf der weichen Walderde. Knorzerich ließ es sich nicht nehmen, sogleich einen Stängel Waldmeister zu Saft zu pressen. Moosinchen hob den Kleinen auf, wickelte ihn in warme Tüchlein und wiegte ihn sanft in den Armen. Der stolze Knorzerich gab seinem kleinen Moosling seinen ersten Trunk geben.

Moosinchen kümmerte sich einstweilen um den guten Hasen, brachte ihm frisches süßes Gras. Knorzerich erzählte ihr von seinen Abenteuern und was ihm die Waldmutter am Ende noch zugeraunt hatte. Ihm war wohl bewusst, dass er den Waldmeister nicht ohne zu fragen, hätte nehmen sollen, doch als Bezahlung schickte er der alten Hexe ein großes Fass voll schäumenden Honigbieres, wie es nur die Moosleute brauen können. Die Sumpfhexe hatte nur sehr selten etwas davon ergattern können und nahm die Bezahlung an.

Wie wird der kleine Moosling heißen? Habt ihr eine Idee?

 

Frühlingsfest im Wald

Endlich war es soweit! Der Winter war endgültig aus dem Tal verschwunden. Die Moosleute hatten zum Frühlingsball geladen. Auf der großen Lichtung bei der Birke sollte er stattfinden. Alles, was da krabbelte und kreuchte und fleuchte, alle Blumen waren zum großen Fest eingeladen. Sogar die Waldfrau – die gütige Mutter des Waldes hatte zugesagt, zu kommen.  Die Spinnen woben schon zarte Netze, in denen Tautropfen wie Sterne funkeln würden. Auch die  Glühwürmchen hatten zugesagt und würden für eine festliche Beleuchtung sorgen, bis der Vollmond herauskam. Die Spitz- und Haselmäuse und die Eichhörnchen hatten versprochen, von ihren letzten Wintervorräten Nüsse und Samen für das Festmal mitzubringen. Die Bienen waren schon eifrig am Honig sammeln. Und die Birke würde auch dieses Jahr den Fühlingstrunk beisteuern. Die Moosweiblein hatte schon den süßen Saft gezapft.

Alle Blumen von der Wiese legten ihre schönsten Kleider an. Die Maiglöckchen kamen in zarten Grün und Weiß. Die stolzen Tulpen trugen ein strahlendes Rot. Die Schlüsselblumen würden in hell leuchtenden Gelb erscheinen. Und die Gänseblümchen hatten sich mit gelb und weiß mit einem Hauch rosa geschmückt.

Viola, das kleine Veilchen, dass am Rande der Wiese an einem schattigen Plätzchen wohnte, freute sich schon seit Wochen auf das Fest. Es würde zu ersten Mal dort sein. Es war so aufgeregt. Das schönste dunkelgrün für den Blätterrock hatte es sich schon herausgelegt – und den violetten Kopfputz. So undendlich lange Stunden hatte es für die Auswahl der Farbe und die richtige Form aufgewendet. Ein wunderschönes dunkles Lila, aus dem das gelbe Gesichtchen herausspitzte.

Endlich war es soweit, Frau Nachtigall rief mit ihrer lieblichen Stimme groß und klein zur Birke. Es war eine Pracht! Die Moosleute hatten sich nicht lumpen lassen und alles aufgefahren, was Wald und Wiese hergaben. Da gab es Eichelbrot mit süßen Waldhonig, Nusskuchen und glasklares Wasser von der Waldquelle. Und natürlich der Fühlingstunk – süß und perlend. Die Moosweiblein hatte den Birkensaft leicht vergären lassen und jetzt floss er schäumend in die Becher. Die Glühwürmchen leuchteten um die Wette und so war der Festplatz in ein weiches Licht getaucht.

Frau Nachtigall gab sich die Ehre, das erste Lied des Abends zu singen. Eine schmetternde Arie auf den Frühling. Alle lauschten gebannt. Stürmischer Applaus belohnte die Sängerin für ihre Mühen. Wie lange sie dieses Lied einstudiert hatte. Wie viele Abende. Dafür hatte war es heute perfekt. Danach stimmten die Meislein und Stare eine lustige Weise an, die den Zuhörern direkt in die Beine fuhr. Viele tanzten und drehten sich im Reigen. Es gab wilde Hopser und Sprünge. Sogar der alte Ohm Maikäfer tanzte mit behäbigen Bewegungen mit. Fräulein Lerche hatte es sich ebenfalls nicht nehmen lassen, zum Fest zu erscheinen und ein glockenhelles Liedchen zum Besten zu geben. Dabei schlief sie um diese Zeit schon längst.

Viola saß alleine ganz am Rand und schaute sich alles staunend an. Die vielen Besucher. Die Farben, die Lieder, den wilden Tanz. Mutterseelenallein saß es da am äußersten Eck. Es kannte ja niemanden. Ein paar Mal hatte es schon versucht, ein Gespräch mit den anderen Gästen zu beginnen. Die stolzen Tulpen hatten es schlichtweg übersehen, die Maiglöckchen hatte ihm nur kurz zugenickt und waren ohne es zu beachten weitergegangen. Die Hummeln und Bienen waren über es hinweggesummt. So hatte es sich schließlich am Rand mit einem Becher Quellwasser niedergelassen. Niemand kam und sprach mit ihm, niemand forderte es zum Tanz auf. Dabei hatten die Heuschrecken und Heimchen jetzt angefangen lustig zu fiedeln und zu zirpen und so gerne hätte auch das Veilchen getanzt. Alle, alle waren lustig und fröhlich. Nur das kleine Veilchen beachtete niemand. Schlimmer sogar: als es zum Tanzplatz nach vorn gehen wollte, wurde es geknufft und geschubst und zur Seite gedrängt. Die Gänseblümchen tuschelten mit den Akelei und den gelben Butterblumen und warfen dem armen Veilchen spöttische Blicke zu. Der wundervolle Kopfputz war in der Dunkelheit kaum zu sehen. Das Violett, das in der Sonne so wundervoll geleuchtet hatte, war nun nur ein Schatten in der Dunkelheit.

„Nein, wie kann man nur so ärmlich und schäbig zum Frühlingsball kommen? Da ist doch kein ordentliches Gewand!“, hörte es gerade eine Butterblume sagen. So schlich sich das arme Veilchen zurück zu seinem Platz, von wo es dem lustigen Treiben von der Ferne zuschaute. Es fühlte sich einsam, wie es dort so saß und nur ab und zu an seinem Quellwasser nippte. Der Vollmond war inzwischen aufgegangen und beleuchtete das Fest mit hellen Strahlen. Die Musikanten machten gerade eine Pause und labten sich am Birkensaft. Alle redeten und lachten und schmausten. Der alte Ohm Maikäfer war völlig außer Puste und sprach dem schäumenden Frühlingstrunk tüchtig zu. Nur das Veilchen beachtete niemand, wie es dort so allein am Rand saß.

Selbst an seinem schattigen Plätzchen am Wiesenrand hatte sich das Veilchen noch nie so einsam gefühlt. Heiße Tränen traten ihm in die Augen, flossen schließlich über und fielen in den Becher mit dem Waldquell-Wasser. Als die Tränen das Wasser berührten, entströmte dem Becher ein unglaublich süßer Duft. Die Bienen und Hummeln und Schmetterlinge sahen sich als erste um, woher dieser kam. Sie folgten ihrer Nase und wären fast mit dem Veilchen zusammengeprallt, hätte der liebe Mond nicht einen besonders dicken Strahl auf es gerichtet. Die violette Kappe schimmerte geheimnisvoll im Mondlicht. Auch die anderen Gäste wurden nun aufmerksam. Es summte und brummte und krabbelte rund um das Veilchen herum. Es war ganz verlegen und hielt den Kopf gesenkt. Was hatte es jetzt nur wieder angestellt? Staunend versammelte sich die Festgesellschaft, um zu schauen, was diesen süßen Duft hervorbrachte. Als letztes erschien die gütige Waldmutter. Sie strich dem kleinen Veilchen zärtlich über den Kopf.

„Aber, aber! Wer wird denn an so einem Freudentag Tränen vergießen?“, fragte sie. Das Veilchen schluchzte und erzählte mit leiser Stimme: Wie es sich auf den großen Tag gefreut hatte und von den Vorbereitungen, wie es seine violette Kappe gemacht hatte. Und dann erzählte es, wie es sich gefühlt hatte, als es so gar nicht beachtet wurde. Von der Einsamkeit inmitten des lustigen Treibens und wie sich schließlich seine Gefühle in dem Strom der Tränen Bahn gebrochen hatte. Die gute alte Waldfrau hörte dem Bericht des Veilchens aufmerksam zu. Dann sprach sie und ihre Stimme hallte klar über die Lichtung.

„Niemand soll aus unserer Gemeinschaft ausgeschlossen werden, nur weil er vielleicht zu klein oder zu groß, zu unscheinbar oder zu schillernd ist. Alle, alle sind willkommen bei uns. Und gerade heute! Ich schenke dem Veilchen zum Zeichen, dass es stets willkommen sei bei uns, den Duft, den ihr alle gerochen habt. Möge er nun immerdar mit dem kleinen Blümchen im Schatten verbunden sein.“ Sie nahm den Becher mit dem Waldquell-Wasser und kippte ihn in einem silberhellen Strahl über das Veilchen aus. Die Haube leuchtete strahlend auf. Als das Strahlen wieder nachließ, leuchtete die lila Kappe noch immer. Der Duft, den das Veilchen nun verströmte, war süß und würzig zugleich. Eine Biene verbeugte sich vor dem Veilchen und forderte es zum Tanze auf. Die Grillen und Heimchen stimmten eine lustige Weise an und den Rest des Festest tanzte das Veilchen und war fröhlich. Es wusste, es würde immer willkommen sein.

Einzig der alte Ohm Maikäfer hatte von alldem nichts mitbekommen. Er hatte dem Frühlingstrunk zu sehr zugesprochen und schnarchte auf dem Rücken liegend.

 

Liebe Leser!

Ich hoffe, die kleine Geschichte hat euch gefallen. Über einen Kommentar würde ich mich wirklich sehr freuen.