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Quendel – Klein – aber oho!

Heute geht es um eine kleine Pflanze, manchmal schwer zu finden ist im hohen Gras.

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Es geht um den Feld- oder Bergthymian (lat. Thymus pulegioides). Im Thüringer Wald wird er Quendel genannt – oder im Dialekt Quannl 🙂 und ich werde auch weiterhin von Quendel reden.

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Sucht man den Begriff bei Google oder Wikipedia wird dort der seltenere Sandthymian (T. serpyllum) unter diesem Begriff geführt.

Bereits Hildegard von Bingen (ja, ich zitiere sie oft und gern) schrieb der „quenula“ Heilkräfte zu, vor allem „gegen Krätze und für ein Gehirn, das krank und wie leer ist“. Thymian wurde und wird tatsächlich auch in der Kosmetikindustrie und Pharmazie bei Hautunreinheiten und Hautkrankheiten, wie Akne, eingesetzt. Bei milder Form von Schuppenflechte kann man mit Quendel gute Ergebnisse erzielen. Was das leere Gehirn angeht… Thymian (T. vulgaris) ist in verschiedenen Entspannungsbädern oder auch in Duschgel enthalten. Der wild wachsende Quendel selbstverständlich nicht, da er von Hand geerntet werden müsste. Das gibt uns die Möglichkeit, einen guten Vorrat selbst zu ergattern.

Weitere Anwendungsgebiete in der Naturmedizin sind Magen-Darm-Beschwerden, Menstruationsbeschwerden, äußerlich bei Rheuma, Gicht und bei Quetschungen oder Verstauchungen.

Ein guter Tipp ist Quendel bei Mundgeruch – einfach ein paar Blättchen oder auch die Blüte kauen.

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Die bekannteste Anwendung jedoch ist der Einsatz bei Husten und Erkältungen (Bronchialkatarrh) oder auch Asthma. Hier wirken die ätherischen Thymole. Die Inhaltsstoffe ähneln dem des Gartenthymian, können jedoch je nach Standort schwanken.

Quendel lässt sich vor allem auf eher trockenen Magerwiesen finden. Man braucht ein gesundes Kreuz 😉 oder robuste Knie, da die Pflanze selten höher als 20 cm wird. Gesammelt wird die ganze Pflanze ohne Wurzel am besten zur Blütezeit von Ende Mai bis September – manchmal auch noch in den Oktober hinein. Eine Schere nicht vergessen, da die Stiele meiste verholzt sind.

Quendel lässt sich gut getrocknet aufbewahren. Dazu einfach kleine Stäußchen binden und zum Trocknen aufhängen oder auf einem Gitter liegend trocknen. Der Duft und Geschmack ist angenehm – würzig, jedoch feiner als der Gartenthymian. Einfach mal statt Gartenthymian Quendel verwenden. Thymusartige sollten im Übrigen mitgegart werden.

Wie wird Quendel denn nun eigentlich angewendet? Diese frage lässt sich nicht einfach beantworten. Es gibt viele Möglichkeiten. Die einfachste ist natürlich, man nutzt ihn als Gewürz oder kocht sich einen leckeren Tee (dabei kurz mitkochen lassen). Der hilft gut gegen festsitzenden Husten und mit einem Löffelchen Honig ist er noch besser. Drei bis viel Becher über den Tag verteilt getrunken, lindert die Beschwerden.

Alkoholische Auszüge oder Tinkturen helfen bei Rheuma oder Verstauchungen, getrocknet im Kräuterkissen hilft er beim Einschlafen, als Badezusatz (gern auch als Ölauszug) entspannt er herrlich. Salbe mit Quendel kann bei Hautunreinheiten oder auch Schuppenflechte und Ekzemen helfen – hier allerdings unbedingt vorher den Hautarzt fragen.

Zum Schluss noch Wissenswertes aus der Geschichte:

In der nordischen Mythologie soll Thymian der Liebes- und Muttergöttin Freyja zugeordnet gewesen sein.

Der Legende nach bereitete die Gottesmutter Maria dem Jesuskind ein Lager aus „Liebfrauenbettstroh“; Quendel gehörte zu den verwendeten Pflanzen (wie auch Labkraut) – dies verweist wiederum auf die beruhigende und entspannende Wirkung des Duftes.

Im bayerischen heißt Quendel auch „Kudlkraut“ und wurde vor das Fenster von jungen Mädchen gehängt, damit der Teufel nicht zu ihnen kommen konnte (auch damals wurde wohl schon „gefensterlt“). Quendel galt zur damaligen Zeit unter anderem auch als Verhütungs- und Abtreibungsmittel.

Kühen hingegen wurde Quendel kurz vor dem Kalben unters Futter gemischt, um die Geburt zu erleichtern. Hühner bekamen das Kraut, um die Brut zu fördern.